fehlerteufel

Tuesday, September 05, 2006

Stasi-Hagen, Doping-Ulle und die GEZ-Drücker

Anfang des Jahres wollte der ARD-Sportkoordinator Hagen IM Bossdorf noch NDR-Sportchef werden. Doch dann kamen Zweifel auf, ob er nicht seine Westkontakte eins zu eins weiter getragen hatte, bis sie in der Normannenstrasse landete.

Dabei hatte Bossdorf schon in bester Staatsmanier ein Projekt zur Sache des gebührenfinanzierten Senders unter staatlicher Kontrolle gemacht: Den Radsport und den Erfolg des ebenfalls mehrheitlich staatlichen Teams Telekom, das heute unter dem Titel der Mobilfunktochter T-Mobile fungierte. Schon dieses Sponsoring hatte einen negativen Beigeschmack, wie die Tatsache, dass der Moderator Boßdorf gleichzeitig für interne Events des Staatsmonopolisten auftrat, gegen Honorar, versteht sich.

Aufgrund seiner schlechten Geschäftsbeziehungen zur Tour-Mannschaft war es dringend geboten, auch mit dem Star der Mannschaft, Jan Doping Ullrich ein gesondertes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Und das geht am besten mit dem Scheckbuch. Zumal der ja gegen den Chemo-gestählten Lance Armstrong offensichtlich zunehmend auf synthetische Hilfe zurückgreifen wollte, was zusätzliche Kosten verursachte.

195.000 war es der ARD wert, dass Ulrich ab und ann nach Etappen- oder Rennsieg in ein ARD-Mikro spricht - je höher die Position, je höher auch das entsprechende Honorar. Unglaublich. 195.000 Euro aus Gebührengeldern, Zwangskopfpauschalen, die die Bürger zu entrichten haben, selbst wenn sie sich nicht für Jan Ulrich, die Telekom oder die Tour de France interessieren.

Dazu kommt: Die Kumpanei der ARD mit Team und Kapitän brachte die öffentlich-rechtlichen doch zwangsweise in einen Interessenkonflikt. Würde man über die mangelnde Leistung, das Doping oder andere negative Vorkommnisse berichten, wäre das Honorar wertlos.

In den öffentlich-rechtlichen Medien haben alle Kontrollmechanismen versagt.

Friday, September 01, 2006

Die Streubomben der Hisbollah

Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Sie zu schützen, ist die Aufgabe des Gewaltmonopols freiheitlicher Rechtsstaaten. Sie zu nützen, die Aufgabe guter Journalisten. Dazu gehört auch ihre Abwesenheit deutlich kenntlich zu machen und schon Zweifel zu äußern, wenn ein Sachverhalt täuschen könnte.

Im Libanon-Krieg haben viele Journalisten aus dem Süden des Libanon berichtet. Es wurden ausschließlich zivile Opfer gezeigt. Hisbollah-Kämpfer, zerstörte Abschußrampen waren nirgendwo zu sehen. Statt dessen wurde von zerstörten Krankenwagen des Roten Kreuzes berichtet: Die Einschußstelle war nach aussen gewölbt, befand sich an einer Stelle wo sonst ein Belüftungsdeckel angebracht ist und war verrostet. In Kana wurde von 60 Toten berichtet, tatsächlich waren es zwanzig. Zwischen dem Einschlag der Rakete und der Explosion des entsprechenden Gebäudes vergingen acht Stunden, in denen die Hisbollah das Gebäude hätte evakuieren können. Auf einer Konferenz der Arabischen Liga berichtete der libanesische Ministerpräsdent mit tränenerstickender Stimme, zu dessen Regierung zwei Minister der Hisbollah gehören, von einem neuen Angriff mit 20 Toten, was bei seinen Kollegen sicherlich seine Wirkung hinterlassen hat. Nach der Konferenz zeigte sich, dass nur ein Mensch ums Leben gekommen war.

Zu sehen waren nur zivile Opfer und israelische Kämpfer. Die Aggressoren der Hisbollah waren unsichtbar. Die Raketenwerfer nicht zu erkennen. Das war Absicht. Hätte man gesehen, wie die Hisbollah die Bevölkerung als Schutzschild mißbraucht, dass ihre Waffenlager zwischen Wohnhäusern und UN-Beobachter-Posten lagen und dass sie ihre Raketenwerfer - etwas verbesserte Stalinorgeln - gern unter hinter und neben Schulen und Kindergärten versteckten.

Kein Journalist hat davon berichtet. Kein Journalist, der während des Krieges aus dem Süden des Libanon berichtet hat, hat von der Abwesenheit der Pressefreiheit berichtet.

Nun also israelische Streubomben, die in den letzten 72 Stunden vor dem Waffenstillstand perfide abgeworfen worden sind. Der humanitäre Beauftragte der UN ist empört. Und der Stern zitiert den Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit Martin Glasekamp der Hilsforganisation Medico auf der Basis folgender Pressemitteilung:

"...."An mehr als 250 Stellen liegt solche nicht explodierte Clustermunition herum. Etwa im südlibanesischen Kana, aber auch in anderen Orten sind die tödlichen Sprengkörper in Gärten, Tabakfeldern und nahe von Wohnhäusern zu finden", so Martin Glasenapp, Nahost-Koordinator von medico international. "Der Wiederaufbauwille der Menschen ist groß, wird aber durch die nicht explodierte Clustermunition massiv behindert", so der medico-Mitarbeiter. Es habe bereits erste Opfer gegeben."


Zweihunderfünfzig Stellen ? Heisst das 250 Bomben oder 250 "Cluster". Wie viele Orte. Wie viele Opfer ?


""Sie sind bunt und deshalb so verlockend. Das erste verletzte Kind hat es schon kurz nach dem Waffenstillstand gegeben", sagt Glasenapp. "Die Bomben zerfetzen Hände, Füße oder das Gesicht, machen blind und sind oft ein tödliches Spielzeug." "


zitiert der Stern den Waffenexperten, dessen Expertise als Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit für Waffen doch wenigstens zu hinterfragen wäre.

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) fielen seit Kriegsende 13 Menschen Explosionen von Blindgängern zum Opfer;


Schlimm.

"UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland hat Israel scharf kritisiert. Jeden Tag würden Menschen durch die Waffen verstümmelt, verletzt oder getötet. "Es ist ein Skandal, dass wir rund 100.000 nicht explodierte Bomben dort haben, wo Kinder, Frauen, Zivilisten, Ladenbesitzer und Bauern nun langgehen werden", sagte Egeland bei einer Pressekonferenz.
"

Wieviele Bomben hat Israel denn geworfen. Wenn die Schätzung stimmt, dass allein bei den Streubomben 10 - 30 % nicht zünden, müssten ja rund 1 Million Bomben geworfen worden sein, nur durch die Israelis. Das halte ich für kaum wahrscheinlich.

Vor allen Dingen, wenn man folgende Passage zur Kenntnis nimmt:

"Die UN haben mittlerweile eine Stellungnahme von Israel über den Einsatz der Streubomben eingefordert. Vor allem, da angeblich 90 Prozent der Sprengsätze in den letzten 72 Stunden des Konflikts abgeworfen wurden. "Schockierend und vollkommen unmoralisch" sei dies, sagte UN-Koordinator Egeland. Auch Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat gefordert, die UN sollten den Einsatz von Streubomben durch Israel untersuchen."

900.000 Bomben in 72 Stunden. Tragen die einzelnen Streubombenbestandteile ein "Abwurfdatum" ? Woher stammt diese Erkenntnis ? Der Konflikt dauerte rund 30 Tage. Wenn jeden Tag 300.000 Bomben (900.000 in drei Tagen) abgeworfen worden wären, dann wären dies schlappe 90 Millionen Bomben, die Israel abgeworfen hätte. Welches Haus würde da noch stehen ?

Nein, lieber Malte Arnsperger (Autor des zitierten Stücks

http://www.stern.de/politik/ausland/:Streubomben-Libanon-T%F6dliches-Spielzeug/569035.html

die Rechnung geht von vorne nicht auf, vor allem weil die Israel Defense Force nicht flächendeckende Bombardements mit Streubomben durchgeführt haben, sondern mit Flugzeugen und Hubschraubern versucht haben, durch gelenkte High-Tech-Raketen genau die Abschussrampen der Hisbollah-Raketen zu treffen, die wahllos und unpräzise tausende Raketen nach Israel verschossen.

O.K. UN und Medico brauchen Geld. Je herzzereißender die Geschichte, desto höher der Spendenfluß. Aber ist es nicht bedenklich, wenn der Stern solche Angaben nicht einmal einer Plausibilitätsprüfung unterzieht ? Und den Öffentlichkeitsarbeiter der Hilfsorganisation nach seinen Quellen fragt. Hinterfragt, wie viele Bomben tatsächlich noch als Blindgänger liegen geblieben sind, wie viele davon tatsächlich Streubomben sind und wie viele Menschen durch diese Streubomben tatsächlich zu Schaden gekommen sind.

Die Ungenauigkeit hat System. So scheint keine Behauptung falsch. Aber ist das Qualitätsjournalismus ?